Urlaubszeit ist bereits in den Startlöchern. Reif für eine Insel. Endlich raus aus dem Hamsterrad. Wenn die Wahrnehmung unserer Lebenszeit mit solchen Bemerkungen einhergeht, dann ist das wirklich bemerkenswert. Denn dies weißt auf einen Modus hin, der dem Individuum alles andere als erfüllte Zeiträume beschert. Wer hat sich schon mal gefragt, weshalb nur eine bestimmte (festgesetzte) Anzahl von Urlaubstagen geläufig ist? Das ist vor allem ein psychologischer Aspekt, denn die Wahrscheinlichkeit (oder Gefahr?), dass ein Arbeitnehmer nach acht oder 12 Wochen Urlaubszeit den Arbeitsplatz nicht mehr besetzen möchte ist viel größer, als nach längstens 3 Wochen.
Das angenehme Zurechtfinden in freier Zeiteinteilung hinterlässt nach einer längeren Zeitspanne eine tiefere Spur von Vertrauen in sich selbst. Das Denken wird größer. Das Denken wird weiter. Das Fühlen bekommt mehr Raum. Es herrscht ungestörtes Dasein; die allseits permanenten Unterbrechungen durch Telefon, Smartphone, Apps, Sprachnachrichten, Radio-Werbung, E-Mails usw. im Berufsalltag oder Job sind nun ausgeschaltet. Kein Zugriff auf dich, Mensch!
Deine Persönlichkeit stärken
Nicht die Anzahl der Arbeitsstunden führt im Allgemeinen zum sehnlichen Wunsch nach mehr Entschleunigung. Es ist das Wie! Wie ist die Zeit eingeteilt? Womit ist sie gefüllt? Was hält meine so wertvolle Lebenszeit bereit? Wer selbstbestimmter seine Lebenszeit verbringt, ist weniger gehetzt oder unter Druck. Wenn ich selbstbestimmt lernen, fühlen, ausprobieren, mich erkennen und entdecken darf, bin ich früh in meiner Autonomie bestärkt. Ich kann meiner Intuition natürlich folgen. Ich bin in der Lage Strukturen zu erkennen, die gegen mich gerichtet sind – gegen ein natürliches Menschsein.
Vor circa 30 Jahren hatte ich während des Studiums eine Hausarbeit zum Thema „Freies Lernen“ ganz frei geschrieben. Es war großes Glück, einen hervorragenden Dozenten in dieser Zeit kennen zu lernen. Er äußerte damals: „Angela, du hast vollkommen recht. Schönes Thema. Wichtiges Thema. Sehr gut differenziert und veranschaulicht. Doch die Menschen sind noch nicht so weit!“
Persönlich stark sein! Was bedeutet Person? Aus dem Lateinischen hergeleitet bedeutet personare durchklingen oder auch durchtönen. Entsprechend dem Griechischen bedeutet Persona Maske, wie eine Schauspielermaske. Psychologisch betrachtet ist die Persona ein sozial angepasstes Ideal einer Gesellschaft bzw. Gruppe.
Kräftige dein Durchklingen. Deinen Ton. Sei so autonom wie möglich im Umgang mit dir selbst. Pflege die Verbindung zu deiner Intuition.
Selbst entscheiden – und nicht die Technik
Ich möchte mich nicht permanent aus den Aktivitäten herausreißen lassen … durch Smartphone, What’s App & Co. Das raubt mir die Sinne!
Wie wäre es, sich nur zu bestimmten Zeiten um „Social Media“-Kontakte zu kümmern? Muss man bei allem mit einsteigen? Wirklich? Einfach mal analog sein. Der ständigen Reizüberflutung und Fremdbestimmung entkommen zum Beispiel durch modernes Medienfasten.
Nimm digitale Auszeiten und gönne deinen Sinnen echte Erholung.
Gestalte die Pausen selbst mit Stille, spürbarem Atmen und geschmeidigen Bewegungen.
Konsumiere bewusster ohne Trends hinterher zu hecheln und entdecke, was du tatsächlich brauchst.
Vielleicht magst du etwas mit deinen Händen tun … in der Erde … oder liebevoll das zarte Geschirr spülen? Massieren. Streicheln. Briefe schreiben mit der Hand auf Papier.