„Alles an dir ist schön. Kein Makel haftet an dir!“
4. Strophe, Hohelied Salomos
Hier wird die Schönheit in dem Lied der Lieder besungen, dem Hohelied der Liebe Salomos.
Schönheit. Was ist das genau?
Schönheit ist vor allem Ausstrahlung, Einzigartigkeit, Geheimnis, Klarheit, … nicht unbedingt Perfektion!
Schönheit liegt „im Auge“ des Betrachters. Damit könnte gemeint sein, wie wir auf etwas schauen. Mit welcher Haltung sehen wir etwas an? Blicke ich in Wohlwollen oder Liebe auf eine Sache? Schaue ich liebevoll auf mich? Das ist auch ein „Geheimnis“!
Ich kenne keinen perfekten Menschen. Ich weiß von Menschen, die gern perfekt sein wollen. Das jedoch ist nicht die Schönheit, von der die Welt „gefangen“ ist. Und es kann sehr anstrengend sein, perfekt sein zu müssen! Der Fokus strebt in perfektionistischer Kontinuität die Perfektion an. Auch ich habe mich immer wieder mal dabei ertappt, bis ich einfach nur noch Akzeptanz empfunden habe.
Liebe zum Dasein
Ein bedingungsloses Ja zu mir! Das ist ein wahrhaftes Schönheitsmittel, wenn ich es so nennen darf. Die Schönheit des Daseins sehen können, das ist schön. Die permanente Selbstoptimierung scheint vor niemandem halt machen zu wollen. Darum ist es so wichtig seine ganz persönliche Lebenskunst für die Arbeit am Inneren zu leben.
Die Arbeit am Äußeren optimiert alles was es zu zeigen gilt. Alles was gemessen und verglichen werden kann. Wir sind Geist und Seele und Körper und Schwingung. Natürlich sieht ein klarer Geist mit einer schönen Seele in einem schönen Gewand wahrhaftig schön aus! Doch Selbstoptimierung darf dich nicht wegführen von deinem schönen Innern. Wir können auch außerhalb der höchsten Optimierung Bezug auf uns und andere nehmen, sonst leben wir in ständiger Konkurrenz zu einander. Dann kann Effizienz, Kontrolle und Leistung die Struktur sein, die dich zu einem Produkt machen wird.
Behalte das Innere immer im Blick; gib es nicht zugunsten des Äußeren auf!
Bleibe mit dem Teil in dir in Kontakt, der es dir ermöglicht deinem Dasein einen Sinn zu geben. Entdecke Blickwinkel, die dir deine Vielfalt und Lebendigkeit aufzeigen. Ich finde es schön, wenn wir zu unserer vollständigen Größe erwachsen. Wenn wir unsere Fähigkeiten, Potenziale und Ressourcen lebendig halten, das finde ich schön. Schauen wir uns um und erblicken in unserem unmittelbaren Umfeld Schönes. Wir können uns verbunden fühlen mit der schönen Umgebung. Der Park gleich in der Nähe, der kleine Tümpel am Dorfanger, die alte Bäckerei in der Straße, der Wald am Rande der Stadt oder die Seifenblasen auf den Wochenmärkten; all das kann zu einem einzigartigen Gefühl von achtsamer Verbundenheit führen. Die Präsenz dieses Gefühls entsteht mit der Wahrnehmung von der Liebe zu diesem Umfeld. Diese innere Schönheit ist im Grunde vollkommen. Daher nutze sie im Umgang mit dir. Sei du selbst der schönste Ort der Welt! Mit der inneren Schönheit hat sich bereits Maurice Maeterlinck auseinander gesetzt: „Es gibt Nichts auf Erden, das nach Schönheit begieriger wäre und sich leichter verschönte als eine Seele.“
Aufmerksamkeit sollte ebenso der Schönheit des Unvollkommenen gewidmet sein. Darin liegt ein besonderer Reiz.
Ein kleines feines „Experiment“
Hierin ist auch wiederzufinden, dass wir vielfältig sind in unserer Erscheinung. Die Schönheit des Unvollkommenen ist mehrwertig und tiefgreifender. Ihre Bedeutung hat eine stärkere Auswirkung für unser ästhetisches Empfinden.Nimm eine Schatulle oder einen Kuvert. Du beschriftest das Etui mit dem Begriff Schönheit. Dort lege immer wieder kleine unvollkommene „Schönheiten“ hinein. Es kann sich dabei um Zettelchen aus Glückskeksen handeln, oder zarte Blütenblätter oder Münzen, Steinchen, Fotos, oder Federn oder auch Schneckenhäuser und andere Fundstücke. Auch eine Zuckerdose ist als Aufbewahrungsort gut geeignet. Immer wieder mal wirst du dir diese gesammelten Preziosen ansehen. Dabei achte bitte auf dein Gefühl. Wie fühlt es sich an, all diese schönen kleinen Dinge zu erblicken? Lass dieses warme Gefühl größer werden. Bleibe eine Weile in diesem Gefühl. Melke es! Dehne es aus, bis du ganz davon durchdrungen bist. Jetzt schaue dich von innen nach außen an.
„Du bist schön, meine Freundin. Schön bist du!“ Aus dem Hohelied der Liebe Salomos