Die fünfte Jahreszeit leitet eine vierzigtägige Fastenzeit ein. Bei den Begriffen Fasching, Fastnacht und Fasnacht wird der Bezug zum Fasten deutlich. Diese 40 Tage, in denen vor allem der Verzicht auf Fleisch eingebettet ist, sind jene Tage bis zum christlichen Osterfest. Die Fastnacht ist sogesehen ein Schwellenfest. Denn mit diesem Brauch wird der Übergang in eine heitere ausgelassene Zeit von überschäumender Lebensfreude eingeläutet. Die Weiberfastnacht – die erste im Jahre 1733! – macht den Auftakt. Es folgt der rußige Freitag, der schmalzige Samstag, der Tulpensonntag und Rosenmontag, der Faschingsdienstag und am Ende Aschermittwoch. Das war’s!
Ursprünge närrischer Zeiten
Bevor die Kirche im zwölften Jahrhundert die Fastnacht auf die Zeit vor dem Fasten eingegrenzt hatte, feierte ganz Deutschland diese Nacht als Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest. Alle drei Bezeichnungen, Karneval, Fastnacht und Fasching, deuten darauf hin, dass die „närrische Zeit“ dem Anbruch der 40-tägigen Fastenzeit im Christentum zugrunde liegt. Vor dem Fleisch,- Milch- und Fettverzicht sollte noch einmal so richtig ausgelassen gefeiert werden. Der Begriff Karneval entlehnt sich dem Lateinischen – carne levare – und bedeuet in etwa dem Fleisch entsagen oder dem Fleisch entziehen.
Närrische Weiber
Die Entstehung der Weiberfastnacht ist eng mit der Geschichte des Karnevals verbunden, welcher wiederum auf die Fastenzeit vor Ostern zurückgeht. Im Mittelalter wurden folglich die Tage vor Aschermittwoch genutzt, um noch einmal nach Herzenslust all das zu tun, was während einer vierzigtägigen Enthaltsamkeit untersagt war. Die Weiber sind also ausgelassen und verführen zum Genuß besonders fettreicher Speisen. Unter fettigen Krapfen und süßen Quarkbällchen wird der Status der Frau verwandelt. Alles steht Kopf. Eine symbolische Machtübernahme für einen Tag! Im Jahre 1729 hatte die Weiberfastnacht ihre ganz besondere Premiere. Tanzende Nonnen! In legerer Kleidung wurde hinter trutzigem Gemäuer durch die Klosterhallen getanzt. Jauchzet, frohlocket!
Eselsmesse im Mittelalter
Die Eselsmesse oder Eselsfest ist ebenfalls lateinischen Urprungs. Festum Asinorum. Das Eselsfest hat sich von seinem Ursprung weg, hin zu einer ausgelassenen närrischen Feier entwickelt. Im Mittelalter war dieses Fest eine besondere Karnevalsveranstaltung. Sie verband religiöse, erotische und humorvolle Aspekte miteinander. Einen Höhepunkt bot die intelligente Verspottung des Zeitgenössischen und trug auf äußerst festliche Art zur Verehrung des Esels bei. Denn seit dem Altertum diente dieses Tier als Symbol für Fruchtbarkeit und Phallus. In vielen Bräuchen und Zeremonien des Mittelalters war der Esel von größter Bedeutung. Gar für den Klerus selbst war die Eselsmesse ein Ventil um hinter Tiermasken verschanzt, überstrengen Regeln zu entkommen.
Heiterer Karneval oder düstere Fastnacht
Bei dem Begriff Karneval entstehen farbenfrohe Bilder von Kostümen, Glitzer und nackter Haut. Schon ist man in Rio de Janeiro. Dort ist diese Veranstaltung eine Attraktion. Lebensfreude in ununterbrochener Tanzwut. Samba als farbenprächtigste Veranstaltung der Welt. Frauen – schön und kraftvoll, selbstbewußt und fantasievoll – in ihrem Element! Auch Venedig läßt sich fotogen im Karnevalsgewand blicken. Vornehm und noch immer in Anlehung an die Commedia dell’arte, zeigt sich diese edle Stadt von ihrer vielleicht intimsten Seite. Man spürt deutlich, das 16. sowie das 17. und auch das 18. Jahrhundert ist weiterhin lebendig. Zumindest haucht die venezianische Seele dieser Epoche den Gassen und Kanälen Leben ein. Mit der hiesigen Fastnacht wird zwar ein heiteres Spektakel verbunden, doch mit politischem Gezänke und seinem bitterem Beigeschmack.