Eine große Tugend scheint Nachhaltigkeit zu sein. Wer etwas auf sich hält, der ist nachhaltig. Denkt bewußt. Lebt nachhaltig. Der Konzern, der Kunde, der Erdenbürger – jeder wird sich nun umweltbewußt der Nachhaltigkeit widmen. Was macht ein jeder da genau? Erkennt er und akzeptiert er seine bisherigen lasterhaften Umweltsünden in Windeseile? Differenziert er sein Verhalten und seine zutreffende Unwissenheit hinsichtlich der Spuren, die er reichlich im verschwenderischen Konsumwahn Tag für Tag seiner und ferner Umgebung hinterläßt?
Leb wohl, Kaffee
Wenn Millionen Bürger morgens ihren Kaffee, auf dem Weg zur Arbeit, aus dem Automaten, in der Bahn, im Büro, im Lehrerzimmer, in der Mensa, im Bistro und noch an weiteren Orten zu ihrem täglichen Überleben brauchen, dann müssen sich all jene schleunigst von dieser Gewohnheit verabschieden. Denn Kaffeeanbau benötigt extrem viel Wasser. Der höchste Wasserverbrauch – vor Baumwolle und Fleischproduktion. Jeder dabei zurückgelassene Papp- oder Plastikbecher und auch die Aluminiumverpackung verursacht weitere Kosten. Zuerst in der Herstellung. Dann in der Straßenreinigung. Danach in der Beseitigung und im Transport. Anschließend in der Recyclingkette. Wieviele dieser Becher fallen täglich an und auf dem Bahnhof oder im Zug einem vor die Füße?
Adieu, smartphone &Co.
Wer sein Leben in einem smartphone untergebracht hat, wird sich sicherlich schwer tun, wenn er von dieser hochentwickelten Technik ablassen soll. Doch will er nachhaltig und umweltbewußt seine verantwortungsvolle Bürgerlichkeit bewahren, wird ihm nichts anderes übrig bleiben. Denn allein die Benutzung solcher Geräte diskreditiert ihn in höchstem Maße. Die Gewinnung von Lithium für Akkus ist eine äußerst dreckige Angelegenheit. Indigene Völker verlieren in Südamerika ihre Lebensräume. Kostbares Wasser wird täglich in unvorstellbaren Mengen an die Oberfläche gespült, um wenigste Mengen diesen Rohstoffs zu erhalten. Den Menschen dort vor Ort fehlt es dafür an Nahrungsmitteln. Hinzu kommt der permanente Energieverbrauch beim What’s Appn. Beim Starren auf diesen Miniatur-Bildschirm, während des Telefonierens, zum Bildchen versenden.
Wirklich unwissend?
Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel benutze, dann sind um mich herum alle mit einem schwarzen Spiegel in der Hand beschäftigt. Oft verstöpselt bis in die Ohren. Es wird gesendet, empfangen, gesendet, empfangen, gesendet, empfangen … Ununterbrochen! Welcher Nutzer ist sich wirklich bewußt, daß er einen Hochleistungsrechner mit sich führt, jener permanent mit Energie gespeist werden muß. Besonders clever soll er sein, wenn er in einer cloud alles für ihn Relevante und immer Erreichbare an Datenmasse zur Verfügung hat. Weltweit sind alle Server über Strom zu betreiben. Doch das ist es nicht nur. All diese Server müssen nicht nur mit Elektrizität versorgt werden; sie müssen sogar gekühlt werden. Ebenfalls mit Strom! Wie verrückt das ist!
Einfache Alternativen
Welche Alternativen gibt es, um diesem kontinuierlichen Energieaufwand Einhalt zu gewähren? Eine einfache und kostenfreie Möglichkeit bestünde darin, sich auf analoge Kommunikation zu konzentrieren. Vielleicht ein Gespräch mit seinem Gegenüber führen, anstatt tausend andere Menschen mit den unwichtigsten Bla-Blas in Bus und Bahn zu belästigen. Oder eine Verabredung einfach einhalten. Einen vereinbarten Termin wirklich wahrnehmen. Sich Zeit nehmen. Diese Zeit auch mit Sinn erfüllen. Wirklich wichtige Dinge tun. Sich ordnen. Sich neu orientieren. Mehr Wert schaffen. Mehr Wert im eigenen Handeln und Tun. Sich hochwertiger ausrichten. Einen ehrlichen, authentischen, durchdachten Brief schreiben. Auf Antwort genüsslich warten und … Tee trinken!