Heia Walpurgisnacht!

Heia Walpurgisnacht!

Wer kennt sie noch, die kleine Hexe von Otfried Preußler! Eine kleine freche mutige Hexe, die mit Hilfe von Langspielplatten, in den 70er Jahren die Kinderzimmer eroberte. Die Walpurgisnacht war für sie ein ganz besonderes Ereignis. Auf dem Brocken findet es traditionell statt. Dort trifft sich unter den weisen Frauen alles was Rang und Namen hat, um sich um die Wette hexend ein Stelldichein zu geben.

Wer gab seinen Namen her für diese Nacht

Walpurgis gab ihren Namen. Sie war im achten Jahrhundert oberste Äbtissin eines Doppel-Klosters von Heiden-Heim. Der Besen ist ein Symbol für damalige nichtkirchliche Trauungszeremonien. Und nach Hekate – einer Dreifachen Göttin, die über die Ehe wachte, ein Symbol für die sexuelle Vereinigung. Der Besen kam auch zum Einsatz, um böse Geister von Neugeborenen abzuwenden. Walpurgis wird als Hochzeit des Frühlings gefeiert. Damit ist die hohe Zeit gemeint!

Goethes Faust feiert Walpurgisnacht

MEPHISTOPHELES (der auf einmal sehr alt erscheint):
Zum Jüngsten Tag fühl ich das Volk gereift,
Da ich zum letztenmal den Hexenberg ersteige,
Und weil mein Fäßchen trübe läuft,
So ist die Welt auch auf der Neige.

TRÖDELHEXE:
Ihr Herren, geht nicht so vorbei!
Laßt die Gelegenheit nicht fahren!
Aufmerksam blickt nach meinen Waren,
Es steht dahier gar mancherlei.
Und doch ist nichts in meinem Laden,
Dem keiner auf der Erde gleicht,
Das nicht einmal zum tücht’gen Schaden
Der Menschen und der Welt gereicht.
Kein Dolch ist hier, von dem nicht Blut geflossen,
Kein Kelch, aus dem sich nicht in ganz gesunden Leib
Verzehrend heißes Gift ergossen,
Kein Schmuck, der nicht ein liebenswürdig Weib verführt,
kein Schwert, das nicht den Bund gebrochen
Nicht etwa hinterrücks den Gegenmann durchstochen

MEPHISTOPHELES:
Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten.
Getan, geschehn! Geschehn, getan!
Verleg Sie sich auf Neuigkeiten!
Nur Neuigkeiten ziehn uns an.

FAUST:
Daß ich mich nur nicht selbst vergesse!
Heiß ich mir das doch eine Messe!

MEPHISTOPHELES:
Der ganze Strudel strebt nach oben;
Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben.

Und ewig lockt das Weib?

FAUST: Wer ist denn das?

MEPHISTOPHELES: Betrachte sie genau! Lilith ist das.

FAUST: Wer?

MEPHISTOPHELES:
Adams erste Frau. Nimm dich in acht vor ihren schönen Haaren
Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
So läßt sie ihn so bald nicht wieder fahren.

FAUST:
Da sitzen zwei, die Alte mit der Jungen;
Die haben schon was Rechts gesprungen!

MEPHISTOPHELES:
Das hat nun heute keine Ruh.
Es geht zum neuen Tanz, nun komm! wir greifen zu.

FAUST (mit der Jungen tanzend):
Einst hatt ich einen schönen Traum
Da sah ich einen Apfelbaum,
Zwei schöne Äpfel glänzten dran,
Sie reizten mich, ich stieg hinan.

DIE SCHÖNE:
Der Äpfelchen begehrt ihr sehr,
Und schon vom Paradiese her.
Von Freuden fühl ich mich bewegt,
Daß auch mein Garten solche trägt.

MEPHISTOPHELES (mit der Alten):
Einst hatt ich einen wüsten Traum
Da sah ich einen gespaltnen Baum,
Der hatt ein ungeheures Loch;
So groß es war, gefiel mir’s doch.

DIE ALTE:
Ich biete meinen besten Gruß
Dem Ritter mit dem Pferdefuß!
Halt Er einen rechten Pfropf bereit,
Wenn Er das große Loch nicht scheut.

Heia! Halleluja! Walpurgisnacht!

Für heute möchte ich schließen zu diesem alten Brauch. Der Tanz zum Jauchzen und Bekräftigen der frühlingshaften Natur scheint den Übergang in den Wonnemonat einzuläuten. Ein Monat, der alles erneuert wie der Volksmund sagt.

Photo by Larm Rmah on Unsplash